Gedichte und Prosa
Spiel für Stimmen und Trommel
in drei Akten
Prolog
Auf hohem Halme wiegt sich sanft die pralle Ähre,
der warme Wind bewegt das Gras wie Meeresflut,
ein Spiel der Wellen, goldgelb – silbergrün und seidig.
Weit spreizen sich die Rispen, reif,
sie rascheln trocken, wispern fein ein leises Lied
und hier und da löst sich ein Samenkorn
und fällt der Erde zu, bereit, die Zukunft anzunehmen,
sie zu sein.
Der Erde Krume nimmt es auf, sie bettet ein das Korn
für einen langen Schlaf.
Erst auf geheimen Ruf beginnt es sich zu regen
und beginnt neu des Lebens Lauf.
Es sendet Keine aus des Körpers offner Mitte.
Sie suchen drängend sich ans Sonnenlicht,
sie recken sich entgegen der Spenderin des Lebens,
sie atmen Wärme, Licht und Energie.
Jetzt kommt des Werdens zweiter Teil: Sich selbst
verzehrend bildet Wurzelwerk das Korn, ganz feines
und doch zähes Erdgespinst.
Es krallt sich fest im Boden dieser Erde
und nutzt die Gaben, die darin enthalten sind.
Mit feinsten Röhrchen, Kapillaren, saugt es die
Feuchtigkeit in sich, die angefüllt mit Nahrung,
den Salzen, Mineralien, Baustoffen der Natur.
Ein Überfluss, der aufgenommen werden will, aktiv,
und der erlaubt, sich jetzt zu strecken, dehnen
und so zu wachsen, wie es ist vorgesehn,
im Bauplan festgelegt, gespeichert im Archiv.
Das Werden ist ein Wunder, das uns staunen macht
und wir uns immer wieder fragen, wo denn der
Ursprung ist? Und endlos uns erklären lässt: das ist
die Lebenskraft, das muss so sein, das hat sich so ergeben.
Von allein?
Grasgeflechte
Protagonisten
Gras man hört es wachsen
Zeitgeist führt stets Selbstgespräche
Eintagsfliege mischt sich in alles ein
Ich ich bin ein Trio, Chefe, Es und Ego
oder alle Ichs zusammen
Erzähler Sänger, Dichter, Philosophen
Skulptur bezieht alles auf sich und die Kunst
Sie Tochter, Fräulein, ewig Weib
Auftritt
Eintagsfliege
Das närrische Getue, das Hetzen und das Treiben der Menschen hier,
das kann ich nicht verstehn!
Wie wenn's kein Morgen gäb auf dieser Welt.
Vielleicht liegt darin das Problem, dass dieses Morgen ist für viele
heut nicht vorstellbar, zu weit entfernt.
Mein Morgen ist ganz klar,
es ist der nächste Schlag des Herzens meiner Gattung.
Hektisch teilt ihr euer Leben ein in der Sekunden Schritt,
in Stunden, Tage, Jahre, - kommt kaum noch mit dem Zählen mit.
Das ist für uns der Lebenslauf: entstehen, sein, sich mehren und vergehn,
das ist der Ablauf eines langen Tages Leben.
Und jeder neue Tag bringt uns das Auferstehn.
Dies Wissen gibt uns Ruhe und Gelassenheit für einen ausgefüllten Lebenstag.
Das ist das wahre Leben.
Sie
Ey, sag, was hältst von meinem Body du, schick was?
Alter, hast du gut gemacht, bis auch ein geiler Typ.
Echt, sagt auch Lolly so, die Kleine neulich,
die dich so angehimmelt hat. War die nicht süß?
Die Tussy macht 'nen Treff demnächst,
wird sicher rattenscharf. Du, Paps, ich sollt
Klamotten haben, geh mit, ich brauch 'nen Spender.
Kauf ein mit mir, bist auch mein Schatz.
Kriegst auch ein Bussi, schmatz, schmatz, schmatz.
Eintagsfliege
Nur frisch gewickelt, fest umgarnt.
Er zappelt schon im Netz.
Auch Töchter sind schon Weiber!
Ich (alle)
Jetzt stehn wir da in unserm kurzen Hemde,
was tun wir jetzt? Seit Tagen ist der Beutel leer,
kein Euro hat sich drin verklemmt
und keine Aussicht auf 'ne Einkunft Mehr!
Ego
Hattest doch recht, Chefe, ich hätts längst beichten sollen,
dass der Job von ihrem Ollen,
dass der ist flöten, futsch, perdu.
Seit Wochen lauf ich Blasen mir,
zu finden Arbeit, glaube mir.
Jetzt stehn wir da in unsern Nöten!
Wie sag ichs ihr, bring ihr das bei?
Es
Jetzt nur kein Vorwurf, es schien besser so, bis jetzt zu warten.
Wenn wir gefunden hätten einen Job, so hätte sie nichts spitz gekriegt.
Chefe
So ist es also an der Zeit, dem Spiel ein Ende zu bereiten.
Ich sag euch, Lug und Trug macht alles nur noch schlimmer.
So lass uns beichten, hier und jetzt.
Ich (alle)
Mädchen, Tochter, glaube mir, wie gerne würd ich mit dir gehen,
in neuen Kleidern dich zu sehn,
doch, es ist so, ich muss es gestehn,
ich kann dir kaum ins Auge sehn,
was Schlimmes ist für uns geschehn:
In dieser fürchterlichen Zeit grassiert die Arbeitslosigkeit.
So geht’s auch mir, deinem Papa,
ganz ohne Job steh ich jetzt da – und ohne Geld.
Du bist mein Einz'ges auf der Welt
und wenn wir jetzt zusammenhalten,
die Kosten streng im Griff behalten,
so überstehn wir diese Zeit, es kann nicht ewig dauern.
Skulptur
Kleingeister, heulen dir was vor
wenns mal ein bisschen enger wird.
Was würden denn die Herrn und Meister, die
unsereins geschaffen haben, dazu sagen?
Bei diesen Künstlern wars schon immer knapp,
wenigstens, solange sie am Leben waren.
Doch wenn ich ihn so seh in seinem Jammer,
so fällt mir ein, dass man mit Stein und Hammer
dies heulend Elend dann für alle Zeiten
als ausdruckstarke Männerplastik könnt gestalten.
Das gäb 'nen Sinn und würd den Zeitgeist treffen.
Auftritt Zeitgeist
Mir scheint, man hat nach mir gerufen.
Oder auch nicht, was solls, jetzt bin ich hier.
Letztendlich bin ich immer da, zu jeder Stund,
an jedem Ort, in jeder Zeit.
Wobei, das mit der Zeit, da hab ich meine eigne Meinung:
Was an der Zeit ist messbar, soll mich wenig jucken.
Das mit der Uhr, das Ticken der Minuten
ist nur eine Zahl, beliebig angenommen,
sie schlägt nur einen Takt,
sie gibt nichts zu und zieht nichts ab,
sie gibt nur einen Rhythmus vor,
vielmehr sich selbst gibt sie ihn vor.
Wer alles messen will, was sich so tut,
dem mögen diese Takte helfen, das Universum besser zu verstehn.
Doch Erbsenzählen ist nicht meine Art, ich seh das Ganze.
Was hilft die zehnte Stelle hinterm Komma,
wenn du die Dimension verkennst?
Doch bringen wirs zum Punkt,
der Punkt heißt jetzt und momentan.
Zack, ist er weg. War noch nicht da und dann auch schon vertan.
So ist der Zeitpunkt wohl ein Strich,
bestehend aus dem Gestern, dem Gewesenen
und dann dem Morgen, das noch kommt.
Das, was du als das Jetzt gefühlt,
ist schon Erinnerung auf dieser Fahrt.
Und ich, der Zeitgeist, balanziere auf dem Strich,
der, wie ich seh, nach beiden Seiten sich unendlich dehnt.
Ich wandle vor und geh zurück, so weit mich meine Beine,
die Vorstellung und die Erinnrung tragen
und das erwähnte "Jetzt", das Hier und Heute,
besteht aus diesem langen Stück.
Das bin ich also, nur ein Strich, - wohl ein Gedanken-strich.
Ich (alle)
Ist schon eine beschissne Zeit,
die einen werden reich und reicher,
die andern schauen in den Mond.
Du hast zwei Arme, Hände, Beine, bist gesund,
hast einen Kopf zum Denken und hast Schwung -
doch keiner will dich, bist zu teuer,
du musst erst gebraten werden in der Hölle Feuer
bis du ganz klein und willig, billig bist.
Dann erst wirst du interessant
für die, die das Sagen haben hier im Land.
Es
Was solls? Ein jeder der honorigen Typen ist nur am Grapschen.
Schnall den Gürtel enger, Kumpel, dann werd ich schneller reich.
Heult mir was vor, von wegen solidarisch, gleich.
Ego
Ich schon, er nicht, er muss es wohl nicht sein.
Pfeif drauf, ich muss es auch nicht, nein.
Ich hab die Schnauze voll, fühle mich abgezockt.
Wurde mit Lug und Trug aus meiner Deckung rausgelockt.
Alles, was sicher schien, ging flöten.
Schluss jetzt, aus! Mehr nicht, weil es sonst kracht.
Chefe
Was mir was wert, juckt andere keinen Deut,
was nicht gleich Zinsen bringt, wen interessiert das heut.
Was ist ein Leben wert, was Arbeit und was Brot?
Nichts, null, niente. Nein, es leidet keiner Not,
noch nicht. Doch was verkommt, sind Sitten und Gebräuche,
alles das, was aus der Bestie Mensch den Menschen macht.
Ego
Du wirst verglichen mit 'nem Haufen Schrott,
der schneller herstellt, stanzt oder weiß Gott was biegt.
Du wirst besteuert, oben drauf,
doch die Maschine nicht, sie bringt das schnelle Geld,
du aber fliegst! So läuft das.
Wenn du dann die Krise kriegst und ausscherst,
dich im Sparen übst und im Konsumverzicht,
macht das nichts besser und schafft höchstens eine Atempause.
Es
Dann gehen eben wieder welche pleite.
Die Großen nicht, 's trifft meist nur kleine Leute.
Hauptsächlich trifft es die, die eigentlich was bieten wollten
für ein wenig mehr an Geld, doch,
"Nur Geiz ist geil" die einen tönen und
"Maximalgewinn" der andern Sang.
Da kannst du sicher sein, so geht es nicht mehr lang.
Chefe
Das Pendel schlägt zurück und dann?
Kommt dann das große Heulen der Aktionärs- und
Kriegsgewinnler, der Spekulanten, Dealer und der
Abzockdirektoren in den Banken und Konzernen?
Glaubst du doch selber nicht! Nie und nimmer.
Wer dann die Zeche zahlt, sind wir, wie immer.
Was solls also?!
Ego
Lass jucken, Kumpel, zieh deinen Stiefel durch
und mach dein Zeug mit Anstand und mit Würde.
Wahr du dir dein Gesicht,
es kommen bessre Tage, oder auch nicht.
Eintagsfliege
Das habt ihr nun davon.
Konntet euren gottähnlich schönen Hals
von Anfang an nicht schnell und voll genug bekommen.
Was kam, war logisch nach den faulen Äpfeln,
es kamen Kriege, Not. Jetzt klauen euch Maschinen euer Brot.
Sie
Okay, Alter, jetzt hab ichs geschnallt,
du bist jetzt auch im Heer der Arbeitslosen.
So leben denn auch wir von Stütze, toll, und wie solls weitergehn?
Heißt das für mich Schulabbruch und malochen?
Ich muss schon sagen, eure beschissne Männerwelt
in Politik und Wirtschaft geht mir langsam auf den Geist.
Vor lauter Spielchen mit der Macht, dem Geld,
vergesst ihr Typen ganz den Rest der Welt.
Vergesst den Sinn des Lebens, seine Regeln.
Null Chancen für die Zukunft, die Erd' verbrannt und ausgeraubt.
Die Luft verpestet und das Meer versaut,
seid ihr denn alle noch zu retten?
Weiß wohl, du bist jetzt Oper, nicht der Täter.
Doch seither warst du und du bist auch später
wieder mittendrin im Kreis, ein Rädchen im Getriebe.
Ich kann nur sagen, lasst jetzt mal die Mütter ran.
Zum Teufel mit den Machos und mit euch auch all die Tanten,
die meinen, in der Männerwelt muss man als Weib
noch mehr als männlich sein.
Zeitgeist
Wie sich die Zeiten ändern.
Es schließt sich fast der Kreis vom großen Mutter-Spiel
über die Heldenära. Jetzt sollen wieder Frauen alles richten.
Da bin ich sehr gespannt.
Auftritt der Erzähler (alle)
Jetzt sind wohl wir gefordert, wir Sänger, Dichter und Gelehrte,
wir Literaten, Philosophen und aus allem was geschrieben,
erzählt und im Gedächtnis ist geblieben berichten wir,
wie es mal war in alter Zeit und wie es wirkt noch nach in unsre Zeit.
So hört uns an:
1. Erzähler
Längst war vorbei die alte Zeit
da Innana vereint die Me's in ihrem Boot.
Unterbrechung durch Sänger 1, - Trommeln
Alle göttlich Gaben, zwölfe an der Zahl
von Innana erschmeichelt,
sie alle packt sie dazumal
in ihren Schoß, ihr Boot
und seit der Zeit kann nichts und
niemand widerstehn dem Weib.
Später dann die Me's, von Innana auf jede Frau verteilt,
verloren dadurch ihre Wirkung nicht,
nur individuell hat jedes Weib die eigene Gewichtung
dieser Gaben und nutzt sie auch in der ihr eignen Richtung.
Zeitgeist
Matriarchat, die Zeit der Großen Mutter.
Die Mater ward geehrt, Schoß allen Lebens.
Nur Erzeuger war der Vater, sonst nichts wert.
1. Erzähler weiter
Gott Zeus nebst Anhang ward bald oberste Instanz.
Die Aufteilung der Me's auf vieler Frauen Schoß
kam ihm zupass. So hatte er mehr Spaß
und konnt der Männer Spiele bunt treiben im Olymp und überall.
Nachdem die Damenwelt aus Politik und Wirtschaft
war abgedrängt im Land, hatten die Patriarchen, Fürsten und Krieger
das Zepter in der Hand.
Doch mit den Me's in ihrem Schoß,
im Kopfe dann Intrigen, Neid, Eifersucht und Streit
verstanden es die Damen, Unruhe zu entfalten im neuen Männerland.
Eine der Folgen war: Streit der Götterdamen,
wer wohl von all den Gaben vom anderen Geschlecht gesehn,
die besten wohl bekommen hätt.
Erringt den Preis der Attraktivität
der edle Wuchs, die weiblich Klugheit oder die Schönheit pur.
Ein Mann soll dies entscheiden.
Wen wundert es, natürlich hat die Schönheit dann
den Apfel eingesackt, zumal sie auch noch mehr versprach,
was wohl als Teil des schönen Körpers zählt.
Da Aphrodite dieses selbst wollt nicht erfüllen,
gab sie die Helena als Preis.
Dem Paris wars wohl recht,
galt Helena in dieser Zeit doch als das schönste irdisch Weib.
So nahm das Schicksal seinen Lauf.
Sänger
Helena, der Bestechung Lohn,
war Männern purer Vorwand dann,
war Mittel nur zum Eigennutz,
der Gier und Helden-Abenteuer
nach Herzenslust zu frönen.
Eintagsfliege
Man sagt, des Schmettlinges Flügelschlag
kann auf der andern Seit der Erd den Hurrikan bewirken.
Was Wunder, dass die Flügelschläge des Paris
und der Helena den Lauf der Welt verändert.
1. Erzähler
Welch Wehgeschrei. Des alten Menelaos' Weib, die Helena,
sie ward entführt von Paris, Trojas Sohn.
Obwohl die meisten Griechen dies schöne Weib
dem Alten gar nicht gönnten,
war es doch sehr schnell beschloss'ne Sach:
das darf nicht sein, dies Troja, das muss fallen.
Man zieht nach Troja hin zum Streit.
Troja war reich und lag strategisch gut und war weit weg.
Helena war der Vorwand nur,
Machthunger, Gier und Abenteuerlust war Antrieb,
war der Grund dafür.
Man zog in Schiffen in den Krieg, war Held, es ging um Beute.
Mit Mut, mit Stärke, List und Tücke
Troja dann fiel.
Es fiel die Blüte der Jugend, es fielen die Helden, die Freunde.
Es fielen die Mauern, die starken,
die Häuser und Straßen, die Tempel, die Götter.
Es fiel auch die Unschuld der Griechen,
das Miteinander der Völker.
Sänger, - dumpfe Trommel
Troja ist tot und die Danäer auch.
Was daraus kam, was lebt, ist Rom, New York, Moskau,
Berlin und Mächte dieser Art.
Als der Geschichte Nachlass wurde letztlich das,
was wir als unsere Kultur so sehn,
doch scheints zum Schrecken sich,
zum Albtraum zu entwickeln.
Fürsten, Cowboys und Piraten sind dieser Zeiten Erbe.
Seit Troja fiel, war klar, wie Macht und Geld sich selbst erhält.
Devise war und ist es immer mehr,
mach dir mit Waffen, Trug und List die Erde untertan.
Krall dir was geht von dieser Welt
was zählt ist Geld, ist Geld und immer wieder Geld.
Gras
Der zarte Spross des jungen Grases
reckt sich steil dem Himmel zu.
An feinen Knötchen wachsen Blätter
lang und schmal und ohne Ruh.
Sie atmen ein die Sonn, den frischen Tau.
Der Blätterrinnen eigner Formenbau
führen den Wurzeln Wasser zu, ihr Leben.
Der Blätter chlorophyllnes leuchtend Grün
enthält ein Kraftwerk der Natur,
es gibt uns Odem, sich das Regen,
sich das Wachsen auf der Flur.
Dicht schützt die Scheide eines Blattes,
umschlingt das zellaktive Knotenstück
woraus sich immer wieder bilden
nachschiebend Halme und der Gräser Wuchs.
Gras nährt die Tiere, ziert den Boden,
bietet Schutz dem Untergrund
vor Trockenheit und Erosion.
Wo Gras wächst, ist auch Lebensraum.
Gras ist ein Sinnbild zähen Lebens,
ein Beispiel an Erneuerung, an Neubeginn.
Nach Fraß, nach Mähen, Sturm und Regen,
nach tausend Füßen, die es treten,
erscheint es wieder, stets aufs neu
aufrecht in jungem, frischem Grün.
Ich (Ego) zur Tochter
Ich geb dir teilweis recht, die Männer, sagt man,
denken weniger komplex,
mehr zielgerichtet, orientiert an dem Erfolg,
letztlich am Sieg, egal wieviel er kostet
und auch egal welch Einsatz und auch Opfer er verlangt,
auch von den andern.
So denken Frauen, per se, nicht oder nur die wenigen,
die auf der gleichen Welle reiten.
Doch so ist die Zeit, ich kanns nicht ändern.
Vielleicht schaffts deine Generation,
den Wandel hier zu bringen.
Ansonsten bin ich selbst verwirrt und ärgerlich,
drum lass mir Zeit, ins Reine mit mir selbst zu kommen.
Sie
Geh in dich Paps, doch mach es rasch.
Vor allem, such dir einen Job.
Dich rumhängen zu sehn, darauf hab ich kein' Bock.
Dass wir uns richtig dann verstehen,
natürlich steh ich zu dir und werd kürzer treten,
nur will ich Action sehn.
Ich werd mich umschaun, ob ich was dazutun kann.
Kopf hoch, Alter, bist zwar nur ein Mann,
wirst aber trotzdem überstehn die Zeit.
Und wie gesagt, wir sind zu zweit.
Zeitgeist
Schau an, die Weiber. Es war doch immer so,
wenn man sie braucht, da stehn sie ihren Mann,
wenn man so sagen kann.
Eintagsfliege
Wenn ich mich umschau so auf dieser Welt,
so sind es stets die Fraun, die tun, was zählt.
Die Männer sind die Lustobjekte, die wir halten
und dabei nur die Jungen, nicht die Alten.
Warum soll es bei Menschen anders sein.
Skulptur
Jetzt hört den Einspruch an aus dem Gebiet der Kunst.
Wer schuf der Menschen schönste Werke, wer?
Es waren Männer mit dem Genius der Ewigkeit.
Nur wenig Frauen sind bekannt,
die das Urteil der Zeit ließ dabei überstehn.
Wer schuf der Griechen, Römer, der Ägypter Werke,
wer der Sumerer, Inder, Chinas unvergänglich Kunst.
Und es war dabei meist die Kunst der Alten,
die Reifes, Überragendes ersann.
Zeitgeist
Du siehst das sicher mit dem Blick des Steins,
der, zugegeben, Frauen nicht so interessiert.
Die Zeit hat sich gewandelt: Das, was heute zählt zur Kunst
wird produziert im gleichen Maß von Frauen
und von jungen Leuten.
Man will nicht warten auf der Reife Zeit -
man steht nicht nur bei Kunst auf "Junge Wilde"!
Kunst ist heut und jetzt, wird offener gestaltet,
nicht, so scheint mir, mit dem Blick zur Ewigkeit.
Ernte
Das Gras ist reif für einen ersten Schnitt
der alles, was so stolz gewachsen,
was satt und glänzend sanft im Wind sich wiegt und wogt,
der alles, was den Kopf erhob und strebt nach oben
krass reduziert auf ein Niveau und zwar am Boden.
Der Schnitter intressiert sich nicht für dich als Halm,
er sieht das Ganze, sieht, dass es ist an der Zeit
nach all dem Wachsen einen Zwischenstrich
zu ziehen, Bilanz der Halbzeit, erster Lohn.
Er sieht das Heu, das füllt sein leeres Lager.
Er weiß um harte Zeiten wo es schon von Vorteil ist,
dass man hat vorgesorgt.
Aus Sicht des Grases mag es sein ein herber Schritt
doch diese Sicht sieht keiner sonst,
der Schnitter nicht, er macht nur, was er meint zu müssen,
einen guten Schnitt.
Das Gras und die Natur sind nur Teil der Ressourcen,
die uns ganz einfach zustehn, weil wir sind.
Das Gras wächst nach, was nicht mehr wächst,
verweht der Wind.
2. Erzähler
Der Zufall half Äneas, dass er nicht ward erschlagen.
Mit wenigen Getreuen nur kehrt er der Vaterstadt den Rücken
und ging auf große Fahrt, weit weg vom Krieg und Kampf.
Man sagt, er hätte Rom gegründet.
Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Selbst wenn es war nicht wirklich Rom,
was er gegründet, war es wohl das Prinzip davon
und damit eben – Rom.
Das Prinzip war, nach der Erfahrung Troja,
zu bilden eine Stadt mit Stärke, mit Macht und Militär,
mit Einbezug des Bürgers, der dann war elitär.
So schloss sich dann der Kreis.
Denn kaum war Rom soweit intakt,
da fiel man über andre her, um sich zu schützen,
wie es heißt. Man hatte wohl das Richt dazu,
denn man war – die Elite.
Zeitgeist
Das ist auch heut noch so bei den Elitestaaten.
Was wird nicht alles weltweit so verkauft.
Profitgier, Machtgier, Aggressionen versteckt man
unterm Mantel "präventiver Eigenschutz".
Ich (alle)
Wenn ich so seh, wohin der Hase läuft auf dieser Welt
so wird mir Angst und Bang. Nicht unbedingt für mich,
vielmehr für die, die später müssen ran.
Für unsre Kinder, Kindeskinder wird es wohl immer enger
werden, wird inhumaner sein das Leben.
Man fragt sich dabei um des Menschen Los,
fragt sich nach Sinn, nach Werten, Gott und Einfluss
auch der Religion. Es ist ein Strom, der alles mit sich reißt,
der bei uns Neuzeit, Fortschritt oder High-Tech heißt.
Ego, - Anklage an Prometheus
Ohne Limit, grenzen-, uferlos. Tabus? Oh nein, die gibt es nicht.
Es gibt kein Halten, keine Achtung mehr vor nichts und niemand
und des gibt auch kein Zurück. Wohin auch?
Vorher existiert nicht mehr.
Macht euch die Erde untertan, den Himmel noch dazu,
das Universum, alle Macht, die Hölle gibt es gratis.
Gott, Prometheus, ahnst du nur entfernt,
was du getan? Sag, kanntest du die Menschen nicht?
Nicht ihre dunklen Seiten, ihre Gier?
War dir nicht klar, dass Wesen dieser Art nicht Ruhe geben können
solange noch ein Atemzug in ihrer Brust,
ein Fünkchen Hoffnung auf den eigenen Vorteil noch besteht?
Du brachtest Feuer, du vergaßest ganz die Asche,
die dann bleibt zurück,
du brachtest Wissen und vergaßest wohl,
welch Potential Vernichtung solch ein Wissen schafft.
Wenn du dies alles nicht geahnt,
so kannst du selbst nicht göttlich sein,
hast du's gewusst, dann ist dein göttlich Plan
den Menschen tief verschleiert.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass ein Schluss nur ohne ihn,
den Menschen, findet statt.
Das Feuer, das du hast gebracht zu seinem Wohl
hat ihn bis dahin – wohl – vernichtet.
Zeitgeist
Es ist der Selbsterhaltungstrieb, der euch in der
Vergangenheit geschützt hat vor dem Untergang.
So auch im Kalten Krieg, der nur ein kalter blieb,
weil Ost und West gern weiterleben wollten.
Doch heut hat wiedermal die Religion die Hand im Spiel.
Märtyrertum, Sendungsbewusstsein und Alleinanspruch
auf wahre Seligkeit. Das ließ Kulturen untergehn
im Zeichen eines Kreuzes. Jetzt ist's der Halbmond,
der die Welt erschüttert.
Sänger – mit Tamburin
Es steht ein weit'res Troja an
und diesmal ist es nicht getan
damit, dass eine Stadt muss fallen.
Die Helena heißt Öl und Troja das sind Staaten
mit nicht pro-westlicher Kultur, mit eignen Potentaten.
Mit eigner Vorstellung vom Glück, vom Leben und
vom Sterben. Wir sagen, die sind weit zurück,
die könnten kulturell uns doch beerben.
Und wenn dies freiwillig nicht geschieht,
dann überziehn wir sie mit Krieg.
Doch es ist so, dass unser Erb die Menschen dort
nicht überzeugt. Im Gegenteil, die Werte, die wir
meinen, dass sie für uns sehr wichtig sind,
sind dort nichts wert, sie können sie nicht wollen.
Sie passen nicht in die Region
und liegen überkreuz mit ihrer Religion,
sind außerhalb der Menschen Ziel,
halten vom Menschen selbst nicht viel,
vergessen die Familie, Sippe und Nation,
vergessen Würde, Stolz und Tradition.
Dafür zu kämpfen und zu sterben ist den
dortigen Menschen Pflicht. Sehen wir das nicht?
Philosoph
Es wäre in der Tat die Zeit, den Fragen sich zu stellen.
Wie immer auch des Menschen Mund, der wie er ist
geschult, den Körperlosen nennt und ruft, das ist egal.
Denn es ist nur konsequent, dass wenn schon ist kein
Bild erlaubt, fürs Nichtbild viele Namen sind erlaubt.
Doch wie Er auch gerufen wird, Sie oder Es,
es wäre jetzt die Zeit gekommen, sich zu offenbaren.
Man sagt, wer glaubt, der braucht das nicht, er glaubt.
Obwohl, in der Geschicht' der Fels auf den gebaut
das Haus, war wohl ein klares Wort, sogar in Stein
gebrannt oder war der Blick in alle Himmelsräume
vom Rücken eines Pferdes aus. Wie es auch sei,
es war halt einmal nur und jeweils nur durch 'nen
Propheten uns bezeugt, was heißt, es bleibt beim
glauben dran, den Glauben an den Einen.
Gut so, es braucht der Mensch den Gott,
so wars zu allen Zeiten. Die Wissenschaft hat nichts
geändert dran, es bleibt dabei, die letzte Frage selbst
zu entscheiden. Worüber wir zu reden hätten, in großem Kreis,
wär, nur um uns zu retten, ob wir, die Menschen unsrer
Zeit, die Religionen bräuchten.
Nicht Gott, ob es ihn gibt, ist das Problem der Menschen,
es sind die Menschen selbst, die problematisch sind.
Es sind die Menschen, die kühn von sich behaupten,
mit Seinem Mund, in Seinem Namen Recht oder Unrecht,
Tod oder Leben, Krieg oder Frieden zu verkünden.
Wir sprechen nun nicht mehr vom Glauben,
nur noch von Politik, von Macht und Geld,
nicht von Moral und Sitte.
Wann öffnen wir die Augen?
Der Blick zurück zeigt Philosophen ohne Zahl
auf Wahrheitssuche. Vergebens wohl, denn es erscheint mir,
so brutal wie es sich heute zeigt,
wie eng verknüpft die Politik mit Wirtschaft und Religion,
so deutlich war es selten. Sind wir denn immer noch nicht
reif dafür, der Wirklichkeit uns ganz zu stellen?
Eintagsfliege
Was ich schon immer sag: die Menschen sind der Welt
Problem. Doch meistens hört man nur, und es ist allerhand,
dass diese stört die Fliege an der Wand.
Skulptur
Ich meine auch, sie sollten sich vielmehr
auf ihre Kunst besinnen als jetzt, wegen des
Kaisers Bart, 'nen neuen Krieg beginnen.
Was blieb denn übrig nach den tausend Kriegen
um Land, um Ehr, um Nichts im Nachhinein?
Was blieb, das war die Kunst, gemalt oder
in Stein. Nur das allein, das war den Menschen
wert zu retten über alle Zeiten hin.
Das andre ist Geschichte.
Die Grenzen, Ländereien, ja, selbst Reiche
waren vergänglich Gut. Anschauungen und Gebräuche,
oft Sprachen oder Schriften unterlagen stets der
Zeiten Wandel, so ging es ihnen ähnlich.
Schätze aus Gold und Silber aus weltweit eifrigem
Handel wechselten häufig Herrn und Hof,
waren oft Grund für Tod und Fluch.
Also, was blieb aus den Kulturen? Es waren
Bilder und es waren die Skulpturen.
Es
Die Tochter hat uns klargemacht, was für uns jetzt
angebracht. Ein Job muss her, sofort, jetzt gleich.
Zwar fischen viele in dem Teich,
doch reicht uns jetzt ein kleiner Fisch,
Hauptsache, er kommt auf den Tisch.
Nur möcht ich fischen nicht im Trüben,
möcht stehlen nicht und auch nicht lügen.
Ego
Du hast gut reden, hast ein hehres Ziel.
Doch unsre Wünsche helfen hier nicht viel.
Wir müssen nehmen, was uns jetzt geboten wird.
In unsrer schwachen Position zu rechten, was gut,
was ist moralisch, was ist Unrecht schon, das ist jetzt
schwer. Doch geb ich dir darin wohl recht,
bewusstes Unrecht wäre schlecht.
Chefe
Auch ich seh mich in unsrer heutigen Zeit nicht immer
in der Lage, zu sehen was ist gut, ist schlecht,
was kommt gar nicht infrage.
Die Grenzen sind zwar festgelegt in tausend Paragrafen,
doch sind sie dehnbar, löchrig, hohl, so dass ein jeder
Advokat sie biegen kann und pressen bis sie in jeden
Apparat der Form nach wohl so ungefähr, zwar sinnverkehrt,
doch passen.
Zeitgeist
Auch das ist Geist der Neuen Zeit: im Recht zu sein
heißt nicht gleich Recht bekommen. Recht bekommen
heißt nicht gleich Recht zu haben.
Eintagsfliege
In diesem Lied, da kann ich mit euch singen.
Schnappt mich ein Vogel, werd ich noch im
Schlund mein Lebensrecht einklagen.
Es kann nur sein, dass er dann sagt:
na und, dies Recht, das hab ich auch,
das fordert so mein Magen.
Grünes Gras, grünes Gras, unter meinen Füßen.....
Der Duft von frisch gemähtem Gras
von Sommerblumen, Sonne, Spaß,
von Staub, von warmen Pfützen, Regen -
das ist der Kindheit Duft, von unbeschwertem Leben.
Das tiefe Blau des weiten, blanken Himmels
vom liegen aus gesehn im feuchten Gras,
der Schmetterling, der Bienen sanft Gebrumm,
das ist in der Erinnerung das Paradies auf Erden, -
das ist und bleibt unendlich schön.
Der langen Gräser fein Geflecht zu Zöpfen, zu Ketten,
Kronen, Ringen und Girlanden, sie sind die schönste
Zier auf junger, brauner Haut, auf Kinderköpfen.
Kein Schmuck aus Gold und Diamanten
wird jemals wieder sein wie dies Geschmeid.
Zeit hat hier keine Macht und Gültigkeit.
Der Stunden Taktschlag ist hier nicht zu hören.
Die Zeit fließt ab wie Morgentau
in feinen Silberperlen, Elfentönen,
der Nachmittag erscheint wie eine Ewigkeit.
Und doch vergeht die Zeit dabei im Fluge,
der Abend bricht herein ganz unverhofft
und viel zu schnell. Ach, trüge uns die Zeit
nochmal zurück, nochmal zurück.
Doch jeden Tag da kommt ein neuer Morgen,
kommt Sonne wieder, frisches Gras im Wind.
Sag, warum zweifelst du und machst dir Sorgen?
Du solltest sein – ein wenig – wie ein Kind.
Ich (Ego)
Manchmal, da wünsch ich mir, ich wär in einer andern Zeit.
In der du dir nicht die Hacken abläufst, wie ich heut.
In der du Arbeit findest, jederzeit,
in der dein Lohn reicht aus zum Leben und es dich dann freut,
etwas zu leisten und wo du eben bist auch etwas wert.
Es
Für welche Zeit würdest du dich denn entscheiden?
Ins Altertum, den Römern, Kelten, Heiden?
Oder in deine Jugendzeit zurück?
Was glaubst du, welche Zeit bringt dir wohl Glück?
Ego
Ach, ganz egal, von mir aus – morgen,
wenn diese Zeit mir Arbeit bringt und Brot.
Es ist mir klar, dass jede Zeit hat Sorgen
gebracht den Menschen und Not.
Trotzdem, ich würde auf viel verzichten,
was unsre Zeit an Vorteil hat,
auf Luxus, Autos, Flimmerkisten,
auf nobel weiß gefließtes Bad,
wenn dafür diese Steingewichte, die an mir hängen,
fielen einfach ab.
Dichter
Und wär es nur ein Wimpernschlag,
der vor mich brächte oder auch zurück,
es wäre eine fremde Zeit, die mich umgäbe
mit fremden Menschen, fremder Kunst, Musik.
In meiner Fantasie, da gibt es tausend Welten,
tausend mal tausend, jede in ihrer Zeit.
Wie Schichten feinen Pergaments dicht aneinander
so bilden sie die Bibliothek der Existenz.
Und könnt ich wählen, welche Zeit davon mich reizt,
gäb es nur eine Zeit, vielleicht einen Moment:
Es wäre die Sekunde des Entstehens.
Es wär genau der Schöpfung Urbeginn.
Denn alles was dann kam, hat die Erklärung,
hat ein Gesetz, ein Muster, rechnerisch exakt.
Nur dieser Anstoß für die erste Regung
könnt Aufschluss geben mir – wer dies vollbracht.
Ich (Chefe)
Ich hab verstanden und verinnerlicht:
Durch andre kam dein Wertgefühl ganz sicher nicht
abhanden. Wenn es dir fehlt, dann ganz allein durch dich.
Du hängst dich auf an dem was du zusammenraffst,
oder auch nicht; an dem was Feilschen dir um deine
Zeit und Kraft an materiellem Lohn könnt bringen.
Dein Maßstab ist, was du, wenn du es hättest,
damit kaufen könntest, es also hinzugeben für das,
was dir an Wert erscheint und was zu glaubst zu wollen.
Du bist bereit, dafür all deine Lebensenergie,
die ganze Kraft, die Zeit, Gesundheit dranzusetzen,
um möglichst viel zu haben von dem Götzen Mammon.
Dabei siehst du, wie arm die alle sind, die hetzen
und die rennen um dieses seltsam Ziel:
die Körper, Köpfe pfeifen aus dem letzten Loch,
sie sitzen ratlos zwischen den erworbnen Gütern
und können's doch nicht lassen,
mit ihrem Treiben fortzufahren.
Da läuft was schief.
Ich (alle)
Ich hab begriffen, wie dies alles funktioniert.
Ich hab begriffen, dass ich selbst manipuliert.
Ich hab begriffen, dass ich ganz alleine muss entscheiden,
was ist mir welcher Einsatz wert,
was lass ich bleiben.
Ich hab begriffen, dass ich selbst muss mich bescheiden,
auf das was ich verkraften kann.
Ich hab begriffen, dass der größte Reichtum wohl darin liegt,
dass man verzichten kann.